EU fördert creapapers Graspapier-Technologie

Es ist Dienstag, der 28. August 2018. Es ist ein schöner Tag in Hennef – nicht nur aufgrund des guten Wetters. Heute kommt die finale Zusage aus Brüssel: creapaper erhält das „Seal of Excellence“ und gehört damit zu den rund 2 Prozent der europäischen Unternehmen, die mit finanziellen Mitteln aus Brüssel bei der Entwicklung ihrer Technologien gefördert werden.

Es war ein langer Weg durch das Antragsverfahren. Zweimal scheiterte das creapaper-Team nur knapp an einer Einladung zur Präsentation nach Brüssel vor einem 8-köpfigen Entscheidungs-Gremium auf dem Weg zu den begehrten Zuschüssen. Beim dritten Anlauf gelingt es. Uwe D´Agnone, Entwickler der Graspapier-Technologie, und zwei seiner Kollegen machen sich auf den Weg nach Brüssel, haben 15 Minuten Zeit, die Jury zu überzeugen. Nach der Präsentation sind sie unsicher, ob sie es gut gemacht haben. Kein Feedback der Jury, kein Lächeln, keine Zustimmung. Mit reglosen Gesichtern werden Fragen gestellt, dann erfolgt die nüchterne Verabschiedung ohne Händedruck – und das nächste Unternehmen steht bereits in der Tür. Ein formeller, eng getakteter Prozess, bei dem Emotionen nichts verloren haben. Das ist so gar nicht die Welt von creapaper. Aber drei Wochen später schon kommt gute Kunde aus Brüssel: Auch, wenn man es den Beteiligten nicht angesehen hat – die Jury war offensichtlich begeistert vom Thema Graspapier – mit exzellenten Bewertungen aus Brüssel kommt die Zusage für Fördermittel von rund 1,9 Mio. EURO. Für das noch junge Technologie-Unternehmen aus Hennef ein Segen. „Damit können wir unsere Graspapier-Technologie auf das nächste technische Level bringen!“, sagt D´Agnone. Zwei Jahre hat das Team nun Zeit, sich ausgiebig mit „Graspapier 2.0“ zu beschäftigen, wie man das Projekt intern nennt.

Stand heute kann eine Papierfabrik mit dem von creapaper in einem patentierten Verfahren hergestellten Rohstoff aus getrocknetem Gras im industriellen Maßstab Papier und Kartonagen mit jedem gewünschten Flächengewicht herstellen. Das ist eine ökologische Sensation, die sich u.a. in einer Einsparung von rund 75 % der CO2-Emissionen bei der Rohstoffherstellung im Vergleich zu Frischasern aus Holz zeigt (Stand 2020: bereits 95 % CO2-Einsparung realisiert). Doch für eine internationale Skalierung des creapaper-Geschäftsmodells ist man derzeit sehr abhängig von den Witterungsbedingungen – die Landwirte haben heute nur wenige Tage im Jahr, um Heu einzubringen. Könnte creapaper bereits das geschnittene Gras prozessieren und nicht erst das getrocknete Heu, so könnte man an deutlich mehr Tagen Rohstoff für die Papierbranche gewinnen. Genau hier setzt das Projekt „Graspapier 2.0“ an – mit Hilfe der Fördermittel aus Brüssel wird creapaper die Rohstoffherstellung teilweise von der Fabrik aufs Feld verlegen und damit „mobil“. Mit Partnern der Industrie und Hochschul-Kooperationen mit der Uni Bonn und Trier wird man in den kommenden 24 Monaten an dieser Lösung arbeiten. „Das bringt uns auf das nächste Level der Industrialisierung unserer Idee!“, sagt D´Agnone.

Eins ist sicher: von Graspapier werden wir noch viel hören!

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